



Waren es im Jahre 1975 16 Gruppen aus 14 Jugendfeuerwehren, darunter drei Gastgruppen aus benachbarten Landkreisen, so wie eine Gruppe aus Solingen, die neben der Schützenhalle campiert haben, werden es in diesem Jahr 35 Jugendfeuerwehren sein; darunter drei Gastgruppen aus dem Schaumburger Umland und der Region Hannover. Für das diesjährige Lager liegen rund 500 Anmeldungen vor.
Damals hatten übrigens nur Jungen die Möglichkeit, in die Jugendfeuerwehr einzutreten. Das änderte sich erst ab 1979, als das niedersächsische Brandschutzgesetz dahingehend geändert wurde, dass auch Mädchen mitmachen durften.
Und wie sah es im Zeltlager vor 50 Jahren aus?
Ein Eingangstor aus Birke empfing die Teilnehmer und Gäste auf dem hergerichteten Platz gleich neben der Stöckener Schützenhalle. Zur Eröffnungsfeier wechselten sich Redner von Feuerwehr und Politik ab, bevor der damalige Landrat Karl Dieter Oestmann, als zuständiger Schirmherr, das 4. Kreiszeltlager der Jugendfeuerwehren offiziell eröffnete.
Seinerzeit nächtigten die Jungen auf Luftmatratzen in einheitlichen, olivfarbenen Mannschaftszelten der britischen Streitkräfte. Die Zelte standen im Halbkreis akkurat nebeneinander aufgebaut. Fahnenmasten mit bunten Fahnen wehten im Wind.
Eigens für das Zeltlager hatten die Kameraden der Rethemer Wehr eine zünftige Waschrinne aus einem ausgedienten Stahlfass gefertigt und hinter einer Bretterwand eine Dusche mit fließend Kaltwasser installiert. Die gesamte Waschanlage lag unter freiem Himmel; gebadet wurde erst wieder zu Hause.
Für die menschlichen Bedürfnisse stand ein einfacher Toilettenwagen zur Verfügung, welcher zweimal täglich geleert werden musste.
Wie der Lagerzeitung aus dem Jahr 1975 zu entnehmen ist, gab es zu den Mahlzeiten gute Hausmannskost. Von Labskaus und Rollmops oder Leber, Kartoffeln und Nachtisch ist hier die Rede. Auch ein schmackhafter Eintopf stand seinerzeit auf dem Speiseplan. Von der Möglichkeit, Nachschlag zu nehmen, wurde rege Gebrauch gemacht. Abends wurden in der Regel zwei Sorten Wurst gereicht; es gab auch mal Tomaten, Brathering oder Paprikasalat.
Als eines Abends Dosenfleisch angeboten wurde, hat einer der Jugendlichen ganze 13 Scheiben Brot verdrückt. So steht es geschrieben in der Lagerzeitung von 1975.
Das Technik-Team der Rethemer Wehr hatte aber noch weitere praktische Ideen parat.
Um nach den Mahlzeiten das Geschirr abwaschen zu können, hatten die Rethemer einen trichterförmiger Düngerstreuer zu einer Abwäsche für Geschirr umgebaut.
Aber es gab auch Rückschläge, wie zum Beispiel die verstopfte Abwasserleitung, die bereits am ersten Abend währen der Eröffnungsfeier an ihre Grenzen kam. Hier stand das Technik-Team aber parat, um umgehend Abhilfe zu schaffen.
Weiter war in einem Gespräch zu erfahren, dass zwei Jungen unverzüglich nach Hause gebracht wurden, da sie beim Rauchen und Biertrinken erwischt wurden, so Ute Oelkers von der Feuerwehr Rethem.
Manches hat sich aber auch in 50 Jahren nicht geändert.
So ist zum Beispiel die Abnahme der Leistungsspange, die höchste Auszeichnung für Angehörige der Jugendfeuerwehr, immer noch ein Highlight für die Jugendlichen. Sie trugen damals die Leistungsspange voller Stolz an ihrem Kombi und auch in diesem Jahr werden sie die Auszeichnung erwartungsvoll entgegennehmen.
In einem Gespräch über das Zeltlager 1975 erzählte der damalige Rethemer Jugendfeuerwart Heiner Heitmann, dass die Jugendlichen zur Abnahme der Leistungsspange zu Fuß zum Sportplatz nach Rethem marschiert sind. Für den Staffellauf, der Teil der Aufgaben war, sei er damals mit dem Auto über die Aschenbahn gefahren, um noch schnell die vorgegebenen Distanzen zu markieren, so Heitmann.
Heutzutage bringen die Jugendlichen helle Zelte und Pavillons mit, um sich im Lager gemütlich und zweckmäßig einzurichten. In vier Zeltdörfern werden sie für eine Woche ihr zuhause haben. Zweckmäßige Duschcontainer mit fließend warmem Wasser, so wie moderne WC Anlagen stehen bereit.
Zu den Mahlzeiten wird vermutlich keine Leber oder Rollmops angeboten werden; da können die Jugendlichen von heute ganz beruhigt sein.
Damals wie heute stehen morgendliche Lagerrunden nach dem Frühstück, Wettbewerbe und Orientierungsmarsch, Spiel und Spaß, gemeinsame Mahlzeiten, Lagerleben auf dem Plan.
Für einen reibungslosen Ablauf im Zeltlager kümmern sich diverse Fachbereiche, die mit ihrem Personal bei der Essenausgabe, am Tag der offenen Tür, an der Grillstation oder Kiosk parat stehen. Das Technik-Team steht jederzeit bereit, wo es erforderlich ist, zu unterstützen und der Bereich Öffentlichkeitsarbeit wird das Geschehen im Lager begleiten. Alle Helfer aus den Reihen der Feuerwehren der Samtgemeinde Rethem übernehmen ihre Aufgaben ehrenamtlich.
Am Sonntag, 6. Juli, ab 15:00 Uhr ist ein „Tag der offenen Tür“ geplant.
Hier wird es neben einem Kaffee- und Kuchenangebot, Spiele für Klein und Groß geben; die Drohnengruppe wird ihre Arbeit vorstellen und es ist eine Ausstellung „Kreiszeltlager 1975“ geplant. Die Veranstalter würden sich über viele Besucher in Stöcken.
Bericht: Ute Oelkers
Fotos: Archiv Feuerwehr Rethem